Albrecht Wenzel
Eusebius von Waldstein besser bekannt als
Wallenstein,
war der wohl bekannteste Feldherr des Dreißigjährigen Krieges. Er
wurde am 24. September 1583 in Hermanitz (heute Tschechien) als fünfter
Sohn seines Vaters Wilhelm geboren und entstammte dem böhmischen
Geschlecht von Waldstein.
Wallenstein auf einem Porträt von
1823 (Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld)
(Dieses
Bild
ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Da Wallensteins Eltern bereits früh verstarben,
wurde er schon im Alter von gerade einmal elf Jahren Vollwaise. Danach
wurde der Schwager seiner Mutter, Heinrich Slavata von Chlum
und Koschumberg, Wallensteins Vormund. Während dieser Zeit besuchte er
die Lateinschule in Goldberg und kurzzeitig auch die protestantische
Akademie in Altdorf.
Nach dem Tod seines Vormunds begab er sich bis
1602 auf Bildungsreise während der er vermutlich an einer italienischen
Universität studierte.
Während der nächsten Jahre arbeitete er im
Dienste verschiedener Herren als Knappe und trat zum Katholizismus
über. 1604 nahm er als Fußknecht an einem Feldzug gegen ungarische
Protestaten teil und sah erstmals den Kommandeur der kaiserlichen
Artillerie, Graf von Tilly. Es folgte die Beförderung zum Hauptmann ehe
der Frieden mit Ungarn Wallensteins Militärkarriere ausbremste.
1608
heiratete er, auf Vermittlung von Veit Pachta (Leiter eines
Jesuitenkonvikts), die reiche Witwe Lukrezia Nekesch. Veit war besorgt,
dass Lukrezias Vermögen andernfalls einem Protestanten zufallen könnte
und legte dadurch den Grundstein für Wallensteins wirtschaftlichen
Aufstieg.
Wallenstein wurde in der Folge zu einem der größten
Grundbesitzern in Mähren und kümmerte sich, wie er es Veit versprochen
hatte, um die Rekatholisierung seiner Untertanen. Innerhalb seiner
Ländereien war er auch darauf bedacht die Lebensbedingungen seiner
Untergebenen zu verbessern, z.B. durch die Aufhebung des
Fischereiverbots oder der Beschränkung von Frondiensten. Wallenstein
tat dies nicht aus Gutmenschentum, sondern weil er schon früh Begriff,
dass dies einen positiven Effekt auf die Produktivität hatte.
Nachdem
1612 mit Matthias ein neuer Kaiser gewählt wurde, stieg Wallenstein zum
kaiserlichen Kämmerer auf. Schon zu dieser Zeit fiel er den
Zeitgenossen durch seinen unheimlichen Reichtum und sein pompösen
Auftreten auf, während der Hof des Kaisers ständig mit Geldsorgen zu
kämpfen hatte.
1614 verstarb seine Frau Lukrezia, zu deren
Ehren er zwei Jahre später ein Kloster gründete. Er selbst war zu
diesem Zeitpunkt noch weit entfernt von einer großen Karriere auch wenn
sein Reichtum ihm viele Türen öffnen konnte.
Bereits
drei Jahre später war Wallensteins Chance gekommen: Erzherzog Ferdinand
(später römisch-deutscher Kaiser) ersuchte 1617 im Krieg gegen Venedig
um Hilfe. Da einzig Wallenstein diesem Hilferuf nachkam, auf eigene
Kosten ein Heer aufstellte und auch noch an dessen Spitze den langen
Marsch auf sich nahm, war Ferdinand tief beeindruckt. Das Resultat, der
Friedensschluss mit Venedig, war einzig Wallensteins eingreifen zu
verdanken.
Ferdinand beauftragte ihn daher mit dem Entwurf eines
Gesetzestext für Söldnertruppen (Wallensteinische Reutter Recht)
welches bis 1642 Bestand haben sollte - Der Aufstieg
Wallensteins
hatte begonnen.
Am 23. Mai 1618 kam es zum Prager Fenstersturz, den Auslöser für den
böhmischen Aufstand und den daraus resultierenden
Dreißigjährigen Krieg.
Wenige Monate später brach Ferdinand zu einem Besuch des mährischen
Landtag auf, in dessen Zuge Wallenstein ihm das Angebot machte auf
eigene Kosten ein Regiment für den Kaiser aufzustellen.
1619
überschlugen sich die Ereignisse: Kaiser Matthias verstarb und
Ferdinand wurde als Ferdinand II. sein Nachfolger. Der Aufstand in
Böhmen weitete sich aus und griff auch auf das benachbarte Mähren über.
In Folge dessen floh Wallenstein mit seinem bereits aufgestellten
Regiment nach Wien und musste dabei auch noch seinen Oberstwachtmeister
töten um eine Meuterei zu verhindern.
Als Wallenstein schließlich
Wien erreichte, hatte er durch Desertion die Hälfte seines Regiments
verloren und war seinen mährischen Ländereien und Besitztümern beraubt.
Dafür hatte er nun endgültig die Gunst des Kaisers erlangt und konnte
sich dessen Dank sicher sein.
Im darauffolgenden Jahr konnten die kaiserlichen Truppen in Böhmen
große Erfolge feiern und den Aufstand mit der siegreichen "Schlacht am
Weißen Berg" praktisch beenden. Wallenstein der bei der Eroberung
Böhmens ebenfalls mit Truppen beteiligt war erhielt den Auftrag den
Nordwesten Böhmens zu besetzen und hatte sein Hauptquartier ab Dezember
1620 in Prag. Kurze Zeit später wurde er zum Mitglied des
Hofkriegsrates in Wien ernannt und mit zahlreichen Vollmachten
ausgestattet.
Mitte 1621 bekam er ausserdem von Kaiser Ferdinand, als Gegenleistung
für seine großen Kriegsausgaben, zahlreiche Länderreihen in Böhmen zur
Pacht, u.a. Friedland und Reichenberg.
Ende 1622 nutzte Wallenstein sein Vorkaufsrecht und erwarb die
Ländereien selbst, nachdem er zuvor als Mitglied des Böhmischen
Münzkonsortium wieder zu Geld kam und dank der Bekanntschaft des
kaiserlichen Bankiers Jacob Bassevi auch zu großzügigen Krediten - Er
war nun Herzog von Friedland.
Am 9. Juni 1623 heiratete Wallenstein seine zweite Frau Isabella von
Harrach. Da sie die Tochter eines kaiserlichen Ministers war, öffneten
sich spätestens jetzt alle Türen am Hofe des Kaisers und Wallensteins
Aufstieg ging ungebremst weiter.
Als wenig später Gabriel Bethlen (Fürst von Siebenbürgen) in das unter
Habsburger Verwaltung stehende Oberungarn einfiel konnte der Kaiser nur
ca. 8.000 Soldaten gegen 50.000 Angreifer aufbringen, da die meisten
Regimenter im Reich standen. Wallenstein begann daher unverzüglich mit
dem Werben neuer Truppen um der Bedrohung entgegenzuwirken. Wenig
später konnte mit viel Glück Frieden geschlossen werden und Wallenstein
schrieb mehrere Briefe an den Hofkriegsrat um auf die Missstände im
kaiserlichen Militär hinzuweisen.
Wallenstein, der bereits am 3. September 1623 zum Reichsfürsten erhoben
wurde, konnte sich im folgenden Jahr ausgiebig
seinem Fürstentum widmen. In Friedland gab es bald zahlreiche
neue Bautätigkeiten und eine reformierte Landesverwaltung. Allerdings
gab es für den Kaiser bereits eine neue Bedrohungssituation: Eine
antihabsburgische Koalition aus Frankreich, England und Dänemark hatte
sich formiert und bedrohte den Norden des Heiligen Römischen Reichs.
Mitte Juni 1625
überquerten die Dänen die Elbe und einen Monat später die Weser.
Ferdinand II., der in großer Geldnot war, hatte seine Truppen zu diesem
Zeitpunkt bereits stark reduziert und war daher in eine gefährliche
Notlage geraten.
Nun trat Wallenstein wieder auf den Plan und machte Ferdinand das
Angebot in kürzester Zeit eine Armee mit 20.000 Mann aus dem Boden zu
stampfen. Auf Ferdinands Frage, der dies ungläubig zur Kenntnis nahm,
ob er denn überhaupt in der Lage sei so viele Männer zu unterhalten,
antwortete Wallenstein:
"20.000 nicht, wohl aber 50.000."
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Kurze Zeit später wurde er zum Führer aller kaiserlichen Truppen
ernannt und mit der Aufstellung des Heeres beauftragt. Obwohl ihm
nahegelegt wurde Rat von General Tilly einzuhohlen, falls dies vonnöten
sei, hatte Wallenstein fortan praktisch einen Freibrieb zu unabhängigen
Kriegsführung.
Zum Unterhalt seiner großen Truppen wurde das System
der Kontributionen (Kriegssteuer) geändert. Diese musste nun nicht nur
als Strafsteuer von besetzten Gebieten, sondern von allen Ländern und
Reichsstädten bezahlt werden. Obwohl das neue System kein Freibrief für
Raub und Bereicherung war, kann es als Beginn des berüchtigten "Der
Krieg ernährt den Krieg" angesehen werden.
Um das Vorrücken der
Dänen unter Graf Mansfeld aufzuhalten rückte Wallenstein Ende 1625 bei
Dessau zur Elbbrücke vor um diese zu besetzen. Hier kam es am 25. April
1626 für sein Heer zur ersten Schacht, die mit einem großen Sieg
Wallensteins endete.
Danach kam es allerdings zu den ersten
Spannungen mit dem kaiserlichen Hof, da versprochene Soldzahlungen
verspätet und unvollständig eintrafen und Wallenstein erneut in seine
eigene Tasche greifen musste. Als auch noch eine geplante
Vereinigung mit Tillys Truppen scheiterte und die finanzielle
Lage
sich zuspitzte überlegte Wallenstein sogar kurzzeitig sein Amt
niederzulegen.
Wenig später brach Graf Mansfeld mit neuen
Truppen in Richtung Schlesien auf um sich dorf mit Gabriel
Bethlen
zu vereinigen, was Wallenstein schließlich zur Verfolgung
bewog.
Zu einem Kampf kam es in der Folgezeit jedoch nicht, da es
lediglich zu Truppenverschiebungen zwischen den einzelnen Parteien kam
und alle mit großen Hunger- und Versorgungsproblemen zu kämpfen hatten.
Graf Mansfeld übergab seine erschöpfen Truppen schließlich an Gabor
Bethlen und zog weiter nach Süden um neue Truppen zu werben. Dort starb
er Ende November 1626 krank und erschöpft in der Nähe von Sarajewo. Im
Dezember wurde dann zwischen dem Kaiser und dem Siebenbürgenfürsten
Bethlen Frieden geschlossen, während Wallensteins Armee ins
Winterquartier aufbrach.
Da Wallenstein im Laufe des Feldzuges
mehrere tausend Soldaten aufgrund von Versorgungsengpässen verloren
hatte wurde ihm nun klar, dass der kaiserliche Hof unfähig war seiner
Armee ausreichend Vorräte bereit zu stellen. Seine Beziehung zum Kaiser
verschlechterte sich zusehends und er war nun fest entschlossen sein
Kommando niederzulegen.
Auf der sogenannten Brucker Konferenz
wurden Wallenstein von kaiserlicher Seite weitreichende Rechte
eingeräumt, damit dieser seine Aufgabe weiterhin wahrnahm. So bekam er
ein Quartierrecht innerhalb der habsburger Erblande um seine Armee zu
erneuern, konnte in Böhmen selbst Geld für sein Heer einziehen ohne die
kaiserliche Finanzverwaltung einzuschalten und durfte seine Armee auf
insgesamt 70.000 Mann aufstocken. Viele Fürsten der katholischen Liga
schäumten nach dieser Konferenz, allen voran Kurfürst Maximilian von
Bayern, der eine Protestnote an den Kaiser verfasste.
Wallenstein
selbst begann 1627 damit sein Heer neu aufzubauen um sein nächstes
Kriegsziel, die Befreiung Schlesiens von den Dänen, zu verfolgen. Am
19. Juni begann sein Feldzug mit einer riesigen Armee im Rücken, was
dazu führte, dass viele Städte von den Besatzern freiwillig
herausgegeben wurden. Mit nur geringen Widerstand konnte Schlesien bis
Ende Juli vollständig befreit werden.
Bereits am 7. August 1627
machte sich Wallenstein auf den Weg in den Norden des Heiligen
Römischen Reiches um die Dänen endgültig zu besiegen. Anfang September
traf er auf Tilly, der die dänischen Truppen ebenfalls schon
zurückdrängen konnte und vereinigte sich mit dessen Heer. Gemeinsam
konnten die Armeen eine Stadt nach der anderen befreien und rückten
schließlich bis nach Dänemark vor wo am 18. Oktober die dänischen
Truppen vernichtend geschlagen wurden.
Am 1. Februar 1628 bekam
Wallenstein das Nutzungsrecht über Mecklenburg, während es in der Stadt
Stralsund zu neuen Problemen kam. Diese lehnte es ab die kaiserliche
Obergewalt anzuerkennen und wurde daher ab Frühjahr 1628 belagert.
Allerdings gelang die Einnahme auch nicht nachdem Wallenstein im Juli
selbst zu den Belagerungstruppen stieß. Die Landung des Dänenkönigs auf
Rügen bewog Wallenstein schließlich zum Abzug um diesem
entgegenzurücken. Kurze Zeit später konnten die
Dänen endgültig
besiegt und zum Frieden gezwungen werden.
Da
nun kein Feind mehr in Sicht war, kam für Walleinstein eine ruhigere
Zeit, ehe seine reichsinternen Feinde gegen ihn aufstanden. Viele
Kurfürsten waren mittlerweile der Meinung, dass Wallenstein und nicht
der Kaiser, der eigentliche Herrscher des Reiches war und mit Hilfe
seiner großen Armee den wichtigsten Machtfaktor darstellte. Auf dem
Kurfürstentag von Regensburg (Juli bis November 1630) zwangen sie den
Kaiser Wallenstein zu entlassen und die eigenen Truppen zu verkleinern
- Wallensteins rasanter Aufstieg schien ein rasches Ende gefunden zu
haben.
Das Blatt sollte sich noch einmal wenden, als noch im
Jahr von Wallensteins Entlassung der Schwedische König Gustav Adolf in
den Krieg eingriff und auf Usedom landete. Dieser konnte bereits
1631 den kaiserlichen Truppen zahlreiche Niederlagen
beibringen
und weit in den Süden des Reiches vordringen. Nachdem auch noch General
Tilly als fähigster Befehlshaber verstarb, sah der Kaiser keinen
anderen Ausweg mehr, als erneut mit Wallenstein zu verhandeln.
Dieser
hatte sich in der zwischenzeit nach Friedland zurückgezogen und aus dem
weiteren Kriegsverlauf herausgehalten. Aufgrund der drohenden
Niederlage wurde Wallenstein am 14. April 1632 erneut Oberbefehlshaber,
diesmal sogar mit der Vollmacht selbst diplomatische Verhandlungen zu
führen.
Wallenstein zog
als erste Handlung in Richtung Nürnberg, welches seit März 1632 den
Schweden unterstand und schlug bei Zirndorf sein Lager auf. Eine zwei
Monate andauernde Belagerung der Stadt führte zu einem Massensterben
unter der Bevölkerung und schließlich zum Abzug der Schweden.
Nachdem
Gustav Adolfs Truppen nach Sachsen gezogen waren, kam es im November
1632 bei Lützen zum erneuten Aufeinandertreffen in einer bedeutenden
Schlacht. Obwohl die kaiserlichen Truppen unter Wallenstein schließlich
das Feld räumten, wurde es zu einem propagandistischen Sieg,
da
Schwedenkönig Gustav Adolf in der Schlacht sein Leben ließ -
Wallenstein hatte seine volle Akzeptanz in nur kurzer Zeit wieder
herstellen können.
Während
seiner Amtszeit machte Wallenstein jedoch einen entscheidenden
Fehler, der ihm schließlich das Leben kosten sollte. Bereits ab 1632
war er in geheime Friedensverhandlungen mit dem Feinde verwickelt,
gegen den Willen des kaiserlichen Hofes. Als dies in Wien publik wurde,
erklärte Kaiser Ferdinand II. am 24. Januar 1634 Wallenstein für
entgültig abgesetzt, ohne Chance auf eine Rückkehr.
Nachdem
Wallenstein am 18. Februar des Hochverrats beschuldigt wurde zog er von
seinem Quartier in Pilsen nach Eger, wo er auf das baldige eintreffen
der Schweden hoffte. In Eger angekommen ahnte er nicht, dass bereits
ein Mordkomplott gegen ihn geplant war. Am Abend des 25. Februar 1634
wurden seine engsten Vertrauten in die Burg zu einem Festbankett
geladen, bei dem sie von einer Gruppe von Soldaten ermordet wurden.
Wallenstein, der sich zu diesem Zeitpunkt im Pachelbelhaus (heute ein
Museum) befand, bekam kurze Zeit später Besuch einer Gruppe Offiziere
des Regiments Walter Butler. Von dieser wurde er mit Hilfe einer Lanze
durchbohrt und starb.
Darstellung von Wallensteins
Ermordung in Eger (Anonymer Kupferstich)
(Dieses
Bild
ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Wallenstein wurde nach seiner Ermordung zuerst in Mies bei Eger
begraben, bevor er in die Klosterkirche Karthaus bei Jitschin kam. Nach
einem weiteren Umzug liegen seine Überreste heute in der
St.-Anna-Kapelle in Münchengrätz (Nordtschechien).
Bis heute
gilt Wallenstein als eine der schillerndsten und bekanntesten Figuren
des Heiligen Römischen Reiches und der deutschen Geschichte. Schiller
widmete ihm ein dreiteiliges Drama, welches seinen Namen trägt und an
vielen Orten in Deutschland gibt es noch heute Wallensteinfeste (z.B.
Memminger Wallensteinfestspiele, Wallensteinfestspiele in Altdorf bei
Nürnberg oder Stralsunder Wallensteintage).
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