Der Prager
Fenstersturz (siehe
Reformation)
und die damit einhergehende Revolte in Böhmen führten in einem Krieg
der schlussendlich 30 Jahre über das Heilige Römische Reich ziehen
sollte und später unter dem Namen "
Der
Dreißigjährige Krieg" in die Geschichte einging.
In
Böhmen begann man kurz nach der Revolte mit der Ausarbeitung einer
eigenen Verfassung und der Aufstellung einer starken Verteidigung gegen
die kaiserlichen Armeen. Hierfür gewann man Friedrich V. von der Pfalz
(Oberhaupt der Protestantischen Union) und Karl Emanuel I. (Herzog von
Savoyen).
Die Aufständischen hatten in den ersten Kampfhandlungen
auch Erfolg, eroberten Pilsen und zwangen die kaiserlichen Truppen zum
Rückzug. Die geplante Einnahme von Wien scheiterte allerdings und die
Böhmischen Truppen mussten sich zur Verteidigung zurückziehen.
Nachdem
Kaiser Matthias 1619 verstarb wurde Ferdinand II. als sein Nachfolger
bestimmt und am 28. August in Frankfurt am Main zum römisch-deutschen
Kaiser gekürt. Er konnte mit dem Vertrag von München den bayerischen
Herzog Maximilian zum Kriegseintritt auf kaiserlicher Seite bewegen,
während es Friedrich von der Pfalz (mittlerweile Böhmischer König) Ende
1619 nicht schaffte alle reformierten Fürsten zu einer Versammlung
zusammenzurufen.
Als Der Kaiser Anfang 1620 auch noch mehrere
kaisertreue protestantischen Fürsten auf seine Seite bringen konnte,
was auch verdeutlicht, dass der Krieg nicht nur ein Religionskrieg war,
schien die Lage für die Aufständischen in Böhmen aussichtslos.
Am
8. Mai 1620 kam es in der Nähe von Prag zur berühmten "Schlacht am
Weißen Berg". Hier standen sich das böhmische Heer unter Christian von
Anhalt und die kaiserlichen Truppen mit den Feldherren Graf von Buquoy
und Tilly gegenüber. Während die katholische Liga mit fast 40.000 Mann
anrückte, konnte es das protestantische Böhmen auf gerade einmal 13.000
Mann bringen.
Nach einer brutalen Schlacht mit vielen Toten und
Verwundeten gelang dem kaiserlichen Heer schließlich ein großer Sieg:
Böhmen konnte rekatholisiert werden, Friedrich von der Pfalz musste
fliehen und zahlreiche Aufständische wurden hingerichtet.
Darstellung der Schlacht am
Weißen Berg auf einem Gemälde von Pieters Snayers
(Dieses
Bild
ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Auch in der Kurpfalz, dem Erbland von Friedrich, kam es bald zu
ersten Kämpfen. Ein Einmarsch kaisertreuer Truppen konnte zwar
am
27. April 1622 bei der Schlacht von Mingolsheim gestoppt werden, aber
die zahlenmäßige Überlegenheit der kaiserlichen Truppen zahlte sich
schließlich aus. Schlussendlich verlor Friedrich die Kurwürde und ging
ins Exil. Die Oberpfalz, damals noch ein Teil der Kurpfalz, wurde
später an Bayern übertragen und wie Böhmen rekatholisiert.
Die
Erfolge Kaiser Ferdinands II. riefen schon bald Frankreich auf den
Plan, das Mitte der 1620er Jahre eine antihabsburgische Politik
betrieb. Auf Drängen des im Exil lebenden Friedrichs und mit
Unterstützung von Frankreich bildete sich im Dezember 1925 die
sogenannte Haager Allianz aus Dänemark, England und den Niederlanden.
Der
Dreißigjährige Krieg war nun zu einem europäischen Krieg geworden.
Christian
IV., seinerzeit König von Dänemark, stellte schließlich ein großer Heer
auf um die norddeutschen Fürstentümer vor dem Habsburger Kaiser zu
sichern. Im katholischen Lager machte der böhmische Adelige
Albrecht von Wallenstein
dem Kaiser das Angebot, ein Heer auf vorerst eigene Rechnung
aufzustellen, um der neuen Bedrohungssituation zu begegnen. Im Juni
1625
wurde dem Anliegen vom Kaiser stattgegeben und Wallenstein wurde damit
beauftragt, eine 24.000 Mann starke Armee aufzubauen, die Ende des
Jahres
sogar bis auf 50.000 Mann anwachsen sollte.
1926 stand Christian
IV., der selbst kaum Unterstützung aus dem protestantischen Lager
erhielt, sowohl dem eigentlichen Heer der katholischen Liga unter
Tilly, als auch der Armee Wallensteins gegenüber. So war es nicht
verwunderlich, dass die Dänen am 27. August 1626 eine vernichtende
Niederlage einstecken mussten.
Ein Jahr später stieß Wallenstein mit
seiner Armee bis ins Dänische Festland vor und konnte große Teile
Dänemarks besetzen. 1629 war Dänemark schließlich gezwungen einen
Friedensvertrag zu unterzeichnen, der ihnen eine weitere Einmischung in
den Krieg untersagte.
Der Kaiser des HRR war nun auf dem Höhepunkt
seiner Macht angekommen und die protestantische Sache schien verloren,
allerdings sollte sich das Blatt schon bald wenden.
Kaiser
Ferdinand verlangte nun von den protestantischen Fürsten im sogenannten
Restitutionsedikt, dass sie die während der Reformationszeit
einverleibten geistlichen Gebiete wieder abtreten sollten. Dieses
Vorhaben fachte den schon gebrochenen Widerstand der Protestanten
erneut an und war von größerer Bedeutung als die religiösen Gegensätze.
Weiter im Norden mobilisierte nun der schwedische König
Gustav
Adolf
seine Truppen um den Protestanten zur Seite zu stehen. Auch ihn ging es
aber in erster Linie um Machtansprüche und Gebietserweiterungen. Mitte
1630 landete er mit seinen Truppen auf Usedom und zwang mehrere
protestantische Fürsten zu einem Bündnisvertrag. Nun sollte der Krieg
der schon zuvor grausam im Heiligen Römischen Reich gewütet hatte und
mit dem Grundsatz "Der Krieg ernährt den Krieg" zu zahlreichen
Plünderungen geführt hatte, in eine noch brutalere Phase übergehen.
Anfang Mai 1631 belagerte Tilly mit einem fast 30.000 Mann starken
kaiserlichen Herr die auf protestantischer Seite stehende Stadt
Magdeburg. Die Schweden die zu diesem Zeitpunkt weiter östlich standen
und angeschlagen waren verzichteten auf einen Befreiungsversuch.
Als Magdeburg schließlich am 20. Mai fiel kam es zu einem der
schlimmsten Verbrechen des Krieges: Die Einwohner wurden als Vogelfrei
erklärt und es kam zu zahlreichen Gräueltaten, wie Mord und
Vergewaltigung, auch an Kindern. Insgesamt kostete dieses als
"Magdeburger Hochzeit" bekannte Ereignis etwa 20.000 Menschen das
Leben. Dieses Massaker erschrak auch viele Angehörige der kaiserlichen
Armee, so schrieb z.B. der General Pappenheimer einen Tag nach der
Eroberung:
"Es ist gewiß, seyd der Zerstörung Jerusalem, kein grewlicher Werck und
Straff Gottes gesehen worden."
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Am 17. September
1631 traf die Armee Tillys schließlich auf die Schwedischen Truppen und
musste eine vernichtende Niederlage einstecken. Dies führte dazu, dass
die Schweden in der Folgezeit weiter nach Süddeutschland vordringen
konnten und dort Angst und Schrecken verbreiteten (Stichwort
Schwedentrunk).
Der kaiserliche Heerführer Tilly wurde Anfang 1632
bei einer Schlacht gegen die Schweden stark verwundet und starb kurze
Zeit später an den Folgen. Kaiser Ferdinand holte daraufhin
Wallenstein, der zwei Jahre zuvor, aufgrund seiner zu groß werdenden
Macht, abgesetzt wurde, wieder zurück. Schon im September 1632 gelang
es
Wallenstein den Schweden bei einer Schlacht nahe Nürnberg große
Verluste zuzufügen, ehe der Schwedenkönig Gustav-Adolf am 16. November
1632 bei
der Schlacht von Lützen tödlich verwundet wurde.
Die Leiche von Gustav Adolf vor
der Überfahrt nach Schweden
(Dieses
Bild
ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Auch
nach diesem Rückschlag führten die Schweden die Kämpfe unter neuer
Führung fort und der Krieg dauerte an. Wallenstein, der in geheime
Friedensverhandlungen verstrickt war, fiel nun beim Kaiser endgültig in
Ungnade und wurde im Januar 1634 abgesetzt. Des Hochverrats beschuldigt
wurde er schließlich am Abend des 25. Februar 1634 in Eger ermordet.
Trotz
des Verlustes Wallensteins konnten die kaiserlichen Truppen im
September des gleichen Jahres einen großen Sieg gegen die Schweden
erzielen, die sich daraufhin komplett aus dem süddeutschen Raum
zurückzogen.
1635 brachen die ersten protestantischen Fürsten
mit den Schweden und schlossen mit Kaiser Ferdinand II., der zwei Jahre
später durch seinen Sohn Ferdinand III. ersetzt werden sollte, einen
Friedensvertrag. In diesem, als Prager Frieden bekannten, Vertrag wurde
eine Aussetzung des Restitutionsedikt für vierzig Jahre
erwirkt.
Spätestens jetzt war der Dreißigjährige Krieg, der nun in seine letzte
Phase eintauchen sollte, kein Konfessionskonflikt mehr.
Frankreich,
obwohl selbst katholisch, befürchtete schon lange einen mächtigen
Kaiser im Heiligen Römischen Reich und beschloss nun den Kriegseintritt
auf Schwedischer Seite. Das bereits in Trümmern liegende Reich sollte
nun für weitere 13 Jahre von Schlachten und Plünderungen heimgesucht
werden ohne dass es einen entscheidenden militärischen Sieger gab.
Erst
1648 waren die Kriegsparteien weit genug um endlich einen allgemein
gültigen und anhaltenden Friedensvertrag zu unterzeichnen:
Den Westfälischen Frieden.
Der
Dreißigjährige Krieg, der in Teilen des Reiches zwei Drittel der
Bevölkerung dahingerafft hatte, war endlich zu Ende. Es sollte über 100
Jahre dauern bis sich das Heilige Römische Reich deutscher Nation
vollständig von den Kriegsfolgen erholt hatte.
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