Die
Vorgeschichte des Reiches
beginnt im Jahre 814 n. Chr. als ganz Mitteleuropa (u.a. ein Großteil
des heutigen Frankreich und Deutschland) zum Machtbereich des
Fränkischen Reichs unter Karl dem Großen gehören.
Als dieser nach
fast fünfzigjähriger Herrschaft im genannten Jahr verstarb, sollte das
Reich nach fränkischer Tradition unter seinen drei Erben aus dem Hause
der Karolinger aufgeteilt werden. Dennoch gelang es seinem Sohn Ludwig
dem Frommen, der zum Kaiser gekrönt wurde, die Einheit des Reiches zu
bewahren und ein Gesetz zu erlassen, welches statt der zukünftigen
Reichsteilung ein Erbe an den Erstgeborenen vorsah. In diesem
Einheitsgesetz, der so genannten "Ordinatio imperii" wurde das Ideal
eines einigen Christentums unter einem Herrscher verfolgt, wodurch die
Unterstützung der Kirche gewiss war.
Mit diesem Vorgehen und der
Bestrebung seinem Sohn Karl aus zweiter Ehe "Schwaben als Teilreich" zu
geben, zog er bald den Zorn seiner drei älteren Söhne auf sich, was in
den Jahren 830 und 833 sogar zweimal zu seiner Entmachtung führte.
Dennoch konnte er immer wieder auf den Thron zurückkehren, bis er
schließlich im Jahre 840, nach einem Feldzug gegen seinen Sohn Ludwig
den Deutschen, an Krebs starb.
Nachdem bereits zwei Jahre
zuvor einer der Söhne aus erster Ehe verstorben war, hätte das
Erbe nun einfach auf drei Schultern verteilt werden können, wenn nicht
der erstgeborene Lothar nun die Macht für sich beansprucht hätte.
Allerdings wurde er bereits ein Jahr später von seinen beiden jüngeren
Brüdern in der Schlacht von Fontenoy besiegt und so zu Verhandlungen
über das Erbe gezwungen.
So kam es schließlich am 10. August 843 zum
Vertrag von Verdun der eine Teilung des Machtbereiches in folgende drei
Teile vorsah:
-
Ostfrankenreich
unter Ludwig dem Deutschen (Vorgänger des HRR)
-
Mittelreich (Lotharii
Regnum) unter Lothar I.
-
Westfrankenreich
unter Karl dem Kahlen (Vorgänger des heutigen Frankreich)
Karte der 843 n.Chr. vollzogenen
Reichsteilung aus einem Atlas von 1895
(Dieses
Bild
ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Trotz
der faktischen Trennung in drei Machtbereiche wurde das Reich,
zumindest vorerst, weiterhin als gemeinsames Herrschaftsgebiet der
Karolinger angesehen, in dem die Regierungsgewalt lediglich innerhalb
der Familie aufgeteilt wurde.
Ausserdem hatten die im Vertrag
festgesetzten Grenzen nur kurzen Bestand, da das Mittelreich bereits
nach dem Tod Lothars im Jahre 855 weiter zerfiel und der nördliche Teil
(Lothringen) im Jahre 880 an das Ostfrankenreich angegliedert wurde.
Mit
Karl III. (auch Karl der Dicke) wurde am 12. Februar 881
nochmals
ein Kaiser über das gesamte Karolingerreich gekrönt. Ihm gelang auf
seinem Höhepunkt sogar die kurzfristige Wiedervereinigung des West- mit
dem Ostfrankenreich. Allerdings war es ihm während seiner
Regierungszeit nicht gelungen den plündernden Normannen effektiv zu
begegnen und so verlor er seine Macht über das Ostfrankenreich bereits
887 bis er kurze Zeit später verstarb. Sein Tod stellt das endgültige
Ende des Fränkischen bzw. des Karolingerreiches dar.
Von nun an
zerfiel das ehemalige Großreich in mehrere kleine Herrschaftsbereiche
wie Herzogtümer und Grafschaften, was besonders für das Mittelreich das
Ende bedeutete. Im Ostfränkischen Reich, welches sich alsbald zum
Heiligen Römischen Reich deutscher Nation entwickeln sollte, konnte
dieses Schicksal durch die Wahl Konrads I. zum gemeinsamen König
verhindert werden. Der Herrscher des Ostreiches wurde schon im frühen
10. Jahrhundert nicht mehr durch das Erbe innerhalb einer Dynastie
bestimmt, sondern durch Herzöge und Adelige gewählt.
921 n. Chr. wurde im Vertrag von Bonn festgelegt, dass der Ost- und der
Westfränkische Herrscher gleichberechtigt waren womit das Ostfränkische
Reich endgültig als eigenständiges Staatsgebilde angesehen werden
konnte, auch wenn sich dort kein Nationalstaat mit
Zusammengehörigkeitsgefühlt und einheitlicher Sprache entwickeln konnte.
Am 2. Juli 936 bestieg
Otto I.
den Thron des Ostfrankenreiches und gelobte der Kirche seinen Schutz.
Unter seiner Herrschaft gelang es im Jahre 955 die, seit Jahren
plündernd durch das Land ziehenden, Ungarn auf dem Lechfeld (nahe
Augsburg) zu besiegen und ein für allemal aus dem Reich zu vertreiben.
Nach diesem Sieg rief ihn Papst Johannes XII. nach Rom um ihm als
Beschützer der Kirche die Kaiserkrone anzubieten. Er sah nun das
östliche Reich als Nachfolger des Kaisertums unter Karl dem Großen und
als Fortsetzung der römischen Kultur.
Die Kaiserkrönung von Otto I. am 2. Februar 962 gilt als die
Geburtsstunde des Heiligen Römischen Reiches.
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