Am 31. Oktober
1517 schickte der
Theologieprofessor Martin Luther an den Mainzer Erzbischof einen Brief
mit 95 Thesen, in denen der Missbrauch des Ablasshandels stark
kritisiert wird. Dieser Tag wird daher allgemein als Beginn der
Reformation im
Heiligen Römischen Reich deutscher Nation angesehen.
Bis
heute umstritten ist, ob Luther die Thesen auch an die Schlosskirche in
Wittenberg genagelt hat. Unumstritten hingegen sind die Wirkung
und die langfristigen Folgen, die sich später daraus ergeben haben.
Martin Luther auf einem Ölgemälde
von Lucas Cranach dem Älteren (1529)
(Dieses
Bild
ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Zu diesem Zeitpunkt saß noch Maximilian I. auf dem
römisch-deutschen Thron. Er sollte von den Auswirkungen der Reformation
aber nicht mehr allzu viel mitbekommen, da er im Januar 1519 verstarb,
nachdem er bereits vier Jahre lang einen Sarg mit sich herum führen
lies.
Sein Nachfolger wurde Karl V., ein Enkel Maximilians, und als
Habsburger verfechter des katholischen Glaubens. So war es nicht
verwunderlich, dass er mit einem Erlass vom 8. Mai 1521 (Wormser Edikt)
die Reichsacht über Luther verhängte und seine Lektüren und Schriften
verbot. Des Weiteren sollte er in Rom ausgeliefert und seine
Beherbergung verboten werden. Allerdings konnte sich der Erlass nicht
im ganzen Reich durchsetzen und Luther wurde im Auftrag des Sächsischen
Kurfürsten auf die Wartburg in Sicherheit gebracht.
Anfang 1531
gründeten protestantistisch gewordenen Fürsten den Schmalkaldischen
Bund um sich gegen die Politik von Karl zu wehren. Der Bund gewann in
den folgenden Jahren mehr und mehr Anhänger, musste sich aber
schließlich, im Schmalkaldischen Krieg von 1547 bis 1548, den Truppen
des Kaisers geschlagen geben und wurde aufgelöst.
Die Religiöse
Einheit konnte Karl aber nicht wiederherstellen, weswegen der
langanhaltende Konflikt mit dem Augsburger Reichs- und Religionsfrieden
von 1555 endgültig ausgeräumt werden sollte. Dort wurde die Koexistenz
beider Konfessionen garantiert und das Zusammenleben von Protestanten
und Katholiken wurde rechtlich geregelt. Unter anderem heißt es in dem
Dokument: "wessen Gebiet, dessen Religion" (
cuius regio, illius religio), womit
der jeweilige Landesherr über den Glauben seiner Untertanen zu
bestimmen hatte.
Der
Augsburger Reichs- und Religionsfrieden gilt als eines der wichtigsten
Dokumente des Heiligen Römischen Reiches und läutete eine
Friedensperiode zwischen den Religionen ein, die über 60 Jahre Bestand
haben sollte.
Nur ein Jahr später verstarb Karl, und sein Bruder Ferdinand, der
ihn schon in der Vergangenheit des Öfteren vertrat, wurde zum
alleinigen König.
Im Gegensatz zu seinem Bruder beschränkte Ferdinand I. seine Herrschaft
auf Deutschland und konnte so die Reichsstände (Mitglieder des
Reichstages) enger an das Kaisertum binden. Man spricht hier auch vom
Beginn des Neuzeitlichen Kaisertums.
Lange herrschte Ferdinand aber nicht, da er schon im Jahre 1564
verschied.
Nachfolger wurde diesmal, mit Maximilian II., der Sohn des verstorbenen
Königs. Er neigte vor seiner Krönung durchaus der protestantischen
Lehre zu, weswegen sein Vater ins Testament schrieb:
" ... Gott
weiß, daß mir auf Erden kein größeres Leid noch Bekümmernis vorfallen
könnte, als dass Ihr, Maximilian, mein ältester Sohn von der Religion
abfiele."
|
Maximilian beugte sich schließlich seiner Familie und legte seinem
Vater noch vor dessen Tod ein Treuegelöbnis ab welches besagte, dass er
in der katholischen Kirche bleiben würde.
Während
seiner Amtszeit wurde
er aber vom Papst für seine gemäßigte Religionspolitik kritisiert die
es zuließ, dass sich der Protestantismus weiter ausbreiten konnte.
Maximilians Zeit als Herrscher war aber ebenfalls relativ kurz, da er
bereits 1576 starb und das Zepter an seinen Sohn Rudolf weiterreichte.
Rudolf
II. sollte wieder eine etwas längere Amtszeit zuteilwerden, die aber
auch im Zeichen der Reformation stand. In den Jahren seit dem
Augsburger Frieden hatte sich im Heiligen Römischen Reich die
Konfessionalisierung stark entwickelt, was bedeutet, dass sich die
verschiedenen Konfessionen stark gefestigt und voneinander abgegrenzt
hatten. Dies führte ab den 1580er Jahren zu starken Spannungen
innerhalb des Reiches, da die staatlichen Institutionen durch die
gegensätzlichen Meinungen blockiert wurden. Das Reichskammergericht war
ab dem Jahre 1588 komplett handlungsunfähig.
Kaiser Rudolf gelang es
in dieser Zeit nicht zwischen den Konfessionen zu vermitteln und zeigte
insgesamt nur wenig Initiative in der Reichspolitik. Die Protestanten
hielten ihn für parteiisch und lehnten sich in der Folgezeit stärker an
Frankreich und England an, während die Katholiken auf Spanien setzten.
Auf
dem Reichstag von Regensburg im Jahre 1608 kam erstmals keine Einigung
zwischen den Konfessionen zustande, was dazu führte, dass auch dieses
Reichsorgan seine Handlungsfähigkeit verlor.
Am 14. Mai 1608 wurde
von reformierten Fürsten die Protestantische Union, und als
Gegenreaktion von katholischen Fürsten am 10. Juli 1609 die katholische
Liga, gegründet. Nur ein Jahr später bereitete der französische König
einen Truppeneinfall im niederländischen Reichsteil vor um den
protestantischen Fürsten zur Hilfe zu kommen. Nur ein Attentat kurz vor
seiner geplanten Abreise verhinderte vermutlich, dass es schon 1610 zu
einem großen europäischen Krieg kam.
Die Krise im Reich führte
schließlich dazu, dass sich Rudolfs Bruder (Erzherzog Matthias) und
andere Habsburger gegen ihn wandten und ihn faktisch entmachteten. Am
23. Mai 1611 ließ sich Matthias zum König krönen und duldete Rudolf nur
noch als machtlosen Kaiser bis dieser schließlich im Jahre 1612
verstarb.
Ändern
konnte aber auch Matthias nichts mehr an der gefährlichen Entwicklung
im Reich und da er schwer an Gicht erkrankte zog er sich nach Wien
zurück. Auch die Regierungsstellen wurden ab 1612 Stück für Stück von
Prag nach Wien verlagert, was es noch schwieriger Machte die
Geschehnisse in Böhmen zu beeinflussen. So kam es, dass die
protestantischen Stände in Böhmen die katholische Politik nicht mehr
hinnehmen wollten und am 23. Mai 1618 die königlichen Statthalter und
den Kanzleisekretär aus dem Fenster der Prager Burg warfen.
Obwohl
alle Opfer den Sturz überlebten war dies der Auftakt zur schlimmsten
und größten Katastrophe die Europa bis dahin erlebt hatte:
Dem Dreißigjährigen Krieg.
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