Heinrich IV.
stammte aus der Familie der Salier, welche ab 1024 den Herrscher des
Heiligen Römischen Reichs stellte. Geboren wurde er am 11. November
1050 als ältester Sohn des römisch-deutschen Kaisers Heinrich III.
Zum
Zeitpunkt seiner Geburt hatte er bereits drei ältere Schwestern,
weswegen die Geburt eines möglichen Thronfolgers schon lange ersehnt
wurde. Heinrich III. der mit den Reichsgrößen im Konflikt lag ließ
seinen Sohn schon mit drei Jahren zum Mitkönig wählen. Die Großen des
Reiches brachten hier schon den Vorbehalt zum Ausdruck, dass sie
Heinrich IV. nur folgen werden, wenn er sich als gerechter Herrscher
erweisen sollte.
Da sein Vater Heinrich III. bereits 1056
verstarb, wurde Heinrich IV. mit noch nicht einmal sechs Jahren der
offizieller Nachfolger. Weil er selbst noch zu jung für die
Regierungsgeschäfte war musste seine Mutter Agnes ihn anfangs
vertreten.
1062
ließ der Erzbischof Anno von Köln zusammen mit anderen Verschwörern
Heinrich entführen und übernahm daraufhin sowohl die Erziehung als auch
die Verfügungsgewalt über den minderjährigen König. Motiv der Tat war
vermutlich die Unzufriedenheit mit Agnes Führungsstil und erhöhter
Einflusswille auf die Reichsgeschäfte. Heinrich selbst baute keine gute
Beziehung zum Erzbischof auf, da er nach seiner rechtlichen Mündigkeit
(März 1065) auf ihn losgehen wollte und nur durch die Besänftigung
seiner Mutter zurückgehalten werden konnte.
Heinrich
musste sich zu Beginn seiner Amtszeit der Macht der Fürsten beugen, als
sie ihn zwangen den ihm nahestehenden Erzbischof von Hamburg-Bremen zu
entlassen und Bertha von Turin zu heiraten. Ein 1069 eingereichtes
Scheidungsverlangen wurde von Papst Alexander II. abgelehnt, was
Heinrich schließlich dazu veranlasste sich doch seinem
Schicksal
zu fügen. Bereits ein Jahr später bekam das Königspaar eine Tochter und
bald darauf auch einen möglichen Thronfolger.
Darstellung Heinrich IV.
in der Chronik des Ekkehard von Aura aus dem 12. Jahrhundert
(Dieses
Bild
ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
1073 begannen im Heiligen Römischen Reich die so genannten
Sachsenkriege. Grund für den Ausbruch waren neben Heinrichs Bestreben
Krongut aus dem sächsischen Kernland am Harz zurückzufordern auch das
Königliche Burgbauprogramm (u.a. Harzburg) rund um den Harz.
Bereits
im ersten Jahr der Auseinandersetzungen belagerten die Sachsen die
Harzburg und zwangen Heinrich IV. zur Flucht. In einem Anfang 1074
vereinbarten Frieden musste sich Heinrich dazu bereit erklären die
Burgen wieder abzubauen. Als dies der nahen Bevölkerung zu langsam ging
plünderten sie die Harzburg und schändeten zahlreiche Gräber der
Salier. Dieses Vorgehen spielte Heinrich jedoch in die Hände, da nun
viele Fürsten des Reiches bereit waren ihn bei seinem Rachefeldzug zu
unterstützen. Mit einem großen Heer konnte er im Juni und Oktober 1075
zwei erfolgreiche Feldzüge gegen die aufständischen Sachsen führen und
so den Konflikt für sich entscheiden.
Nach dem Sieg gegen die
Sachsen konnte sich Heinrich nun vermehrt Italien widmen. Ab Herbst
1075 setzte er in mehreren italienischen Erzbistümern neue Bischöfe ein
und missachtete hierbei den Willen des seit 1073 amtierenden Papst
Gregor VII. Als sich dieser in einem Brief bei Heinrich über dessen
Vorgehen beschwerde, konterte Heinrich mit einem provozierenden
Schreiben in dem er Gregor als unrechtmäßigen Papst bezeichnete und ihn
zur Aufgabe seines Amtes aufforderte.
Papst Gregor war hierüber so
erbost, dass er Heinrich IV. am 22. Februar 1076 unter Einräumung einer
Frist (bis 1. August) als abgesetzt und exkommuniziert erklärte. Als
kurze Zeit später auch noch die Kathedrale von Utrecht, dessen Bischof
auf der Seite Heinrichs gestanden hatte, abbrannte wurde dies als
Zeichen Gottes gedeutet und die Zahl von Heinrichs Unterstützern nahm
rapide ab. Nur mit Mühe und nach langen Verhandlungen schaffte es
Heinrich eine sofortige Neuwahl zu verhindern und sich Zeit zu
verschaffen.
Seine letzter Ausweg war der Weg nach Italien um dort
persönlich beim Papst die Aufhebung seines Banns zu erwirken. So zog er
zusammen mit seiner Familie und einem kleinen Gefolge im Winter 1076/77
über die Alpen Richtung Italien. Als der Papst von Heinrichs kommen
erfuhr, befürchtete er eine militärische Auseinandersetzung und zog
sich auf die Burg Canossa zurück. Aber statt mit Streitmacht erschien
Heinrich alleine, barfuß und im Büßergewand vor der Burg und flehte
unter Tränen um Vergebung. Drei Tage lang schaute der Papst sich das
Schauspiel an ehe er keine andere Wahl mehr hatte als Heinrich
hereinzulassen und die Exkommunikation aufzuheben. Dieses als "Gang
nach Canossa" bekannte Ereignis wird heute als großer Taktischer
Schachzug des Königs angesehen und half ihm seine Absetzung zu
verhindern.
Dennoch
gab es mehrere oppositionelle Fürsten die Heinrich auch nach den
Ereignissen in Canossa nicht mehr auf dem Thron sehen wollten. Sie
wählten im März 1077 mit Rudolf von Rheinfelden einen Gegenkönig,
dessen Macht sich aber weitestgehend auf Sachsen beschränkte.
In den
darauffolgenden Jahren gab es mehrere militärische Auseinandersetzungen
zwischen Heinrich und Rudolf, die aber keine Entscheidung bringen
konnten. Erst als es in Thüringen am 15. Oktober 1080 zu einer
großen Schlacht kam, in deren Verlauf Rudolf sein Leben verlor, wurde
Heinrich wieder zum alleinigen König.
Schon
einige Monate zuvor hatte Papst Gregor erneut die Exkommunikation über
Heinrich verhängt und dessen Untergang bis zum 1. August 1080
vorhergesagt. Da sich dies nicht erfüllt hatte und die meisten Bischöfe
nun auf der Seite Heinrichs standen gelang es mit Clemens III. einen
Gegenpapst zu installieren.
Heinich selbst machte sich, diesmal mit
einem Heer, erneut auf den Weg nach Italien und gelangte Pfingsten 1081
bis vor Rom, konnte jedoch nicht in die Stadt gelangen. Erst drei Jahre
später, als sich auch in Rom widerstand gegen Gregor regte, schaffte
Heinrich den Einmarsch und konnte Gregor VII. absetzen. Am Ostersonntag
ließ er sich von Papst Clemens zum Kaiser krönen und erreichte den
Höhepunkt seiner Macht.
Im Reich selbst hatten Heinrichs Gegner
mittlerweile mit Hermann von Salm (bzw. von Luxemburg) zwar erneut
einen Gegenkönig aufgestellt, dessen Macht spielte aber kaum eine Rolle
und so konnte er sich auch nicht durchsetzen. Nachdem dieser 1088
seiner Rolle schließlich überdrüssig wurde und in seine Erblande
zurückging fiel die sächsische Opposition weitgehend auseinander. Die
Aufstellung eines dritten Gegenkönigs kam nicht mehr zustande
und die Sachsen schlossen schließlich mit Heinrich Frieden.
Gefahr
für Heinrichs Thron sollte schließlich von seinem eigenen Sohn
Konrad ausgehen. Nachdem sich der kaiserliche Gegenpapst Clemens III.
in Italien nicht behaupten konnte und mit Urban II. ein neuer Papst auf
dem Heiligen Stuhl platznahm schlug sich Konrad überraschend auf dessen
Seite, u.a. weil dieser ihm die Kaiserkrone in Aussicht stellte.
Ein
daraus resultierender dritter Italienzug endete damit, dass Heinrich
drei Jahre in Oberitalien festhing, ehe er nach Norden zurückkehren
konnte. 1098 gelang es ihm, unter Zustimmung der Fürsten, Konrad zu
enterben und seinem jüngeren Sohn Heinrich V. als Nachfolger
festzulegen. Der daraus resultierende Zwist zwischen Konrad und dem
jüngeren Heinrich wurde durch Konrads frühen Tod im Jahre 1101
endgültig beigelegt.
Womit Heinrich IV. allerdings nicht
gerechnet hatte, war, dass sich auch sein zweiter Sohn Heinrich V.
gegen ihn stellen würde. Diesem gelang es schließlich den Vater Ende
1105 Gefangen zu nehmen und dessen Herrschaftsverzicht zu erpressen. Am
letzten Tag des Jahres 1105 verzichtete Heinrich IV., auch unter
massiven Druck der Fürsten, schließlich auf den Thron und sein Sohn
Heinrich V. wurde zum Nachfolger gewählt.
Heinrich IV. konnte Anfang
1106 zwar nochmals einen Widerstand organisieren, der ihn auf den Thron
zurückbringen sollte, sein Tod am 7. August 1106 machte dies aber zu
nichte.
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