Otto I.
(der Große) aus dem sächsischen Adelsgeschlecht der Liudolfinger gilt
durch
seine Kaiserkrönung im Jahre 962 als erster Herrscher des
Heiligen
Römischen Reichs (HRR).
Geboren wurde Otto am 23. November 912 als
Sohn von Heinrich I., damals noch Sachsenherzog und später König des
Ostfrankenreichs (späteres HRR), und galt spätestens seit dem Jahr 930
als alleiniger Thronfolger.
Als sein Vater Heinrich I. im Sommer
936 nach zwei Schlaganfällen verstarb wurde er sowohl von Sachsen als
auch von Franken zum neuen Oberhaupt gewählt und in Aachen zum König
gekrönt.
Schon zu Beginn seiner Amtszeit kam es zu
Auseinandersetzungen mit mächtigen Adligen des Reiches, vermutlich u.a.
auch weil er bei der Neubesetzung der Ämter deren Ansprüche übergangen
hatte. Als erstes verbündeten sich Eberhard von Franken mit Graf
Wichmann und Ottos Halbbruder Thankmar, belagerten die Burg Belecke bei
Warstein und verschleppten den dort
gefangengesetzten Heinrich,
einen weiteren Halbbruder Ottos. Zwar konnte sich Otto mit Graf
Wichmann schon bald aussöhnen und Thankmar töten, der Aufstand gegen
Ihn war aber noch lange nicht besiegt.
Denn bereits 938
verbündete sich Eberhard mit Giselbert von Lothringen und unterstützte
nun Ottos Halbbruder Heinrich und dessen Thronambitionen. Erst als Otto
am 2. Oktober 939 die beiden Verschwörer in der Schlacht von Andernach
töten konnte, gab es zumindest von Eberhards Seite keine Gefahr mehr.
Anders sah es bei Heinrich selbst aus, dieser gab die Thronambitionen
noch nicht auf und plante an Ostern 941 sogar einen Mordanschlag auf
Otto. Erst als auch dies Misslang und Heinrich sich an Weihnachten 941
Otto unterwarf und barfuß um Verzeihung bat, war sein
Thronanspruch endgültig gesichert.
In
den nun folgenden Jahren konnte Otto I. seine Königsherrschaft festigen
und belohnte ihm treue Anhänger mit zahlreichen Begünstigungen. Selbst
seinen vorher verräterischen Halbbruder Heinrich ließ er an der Macht
teilhaben, indem er ihn Anfang 948 zum Herzog von Bayern machte.
Er
selbst zog im Herbst 951 nach Italien um sich dort mit Adelheid, der
Witwe des italienischen Königs, zu vermählen. Aus Quellen geht hervor,
dass er ab Oktober 951 als König der Franken und Italiener bezeichnet
wurde.
Für Otto brachte
die Ehe mit Adelheid aber auch neue Probleme, da sein aus erster Ehe
stammender Sohn und designierter Nachfolger Liudolf um sein Erbrecht
bangte und seinen Unmut gegenüber Otto deutlich zum Ausdruck brachte.
Als Adelheid Anfang 953 einen Sohn zu Welt brachte und Otto diesen zu
seinem Nachfolger bestimmte, brach Liudolf einen Aufstand vom Zaun. Er
hatte sich mittlerweile mit einer großen Zahl Adelsgruppen verbündet
und brachte 953 Mainz und 954 Regensburg unter seine Gewalt. Erst als
954 die Ungarn das Reich bedrohten und Liudolf durch seine
ungarnfreundliche Politik zunehmend Verbündete verlor musste er sich
schließlich dem Vater unterwerfen und um Verzeihung bitten.
Die
Ungarn, die das Reich schon seit über fünfzig Jahren bedrohten, zogen
im Sommer 955 bis vor die Tore Augsburgs. Dort konnten sie von Bischof
Ulrich von Augsburg so lange aufgehalten werden bis Otto ein
Entsatzheer sammeln und die Ungarn angreifen konnte. In der berühmten
Schlacht auf dem Lechfeld besiegte Otto I. die Ungarn so vernichtend,
dass sie fortan das Reich für alle Zeit in Ruhe ließen und sesshaft
wurden. Diese erste große Auseinandersetzung des Reiches wird noch
heute oft als "Geburt der deutschen Nation" bezeichnet.
Das Gemälde "Die Ungarnschlacht
auf dem Lechfeld 955" von Michael Echter
(Dieses
Bild
ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Nach dem Sieg auf dem
Lechfeld sollte es nie mehr zu einem inneren Aufstand gegen Otto kommen
und er hatte seine Macht auf dem Thron gesichert. Anders war die Lage
in Italien, wo Berengar II. Norditalien in seine Gewalt brachte und
dabei auch gegen den Papst vorging.
Nachdem der Heilige Vater
Johannes XII. bei Otto um Hilfe ersuchte, machte sich dieser im August
961 mit einem Heer auf den Weg nach Italien. Berengar und seine
Verbündeten scheuten einen offenen Kampf und zogen sich zurück, so dass
Otto Ende Januar bis Rom marschieren konnte. Dort wurde er am 2.
Februar 962 vom Papst zum Kaiser gekrönt.
Diese
Krönung gilt als Geburtsstunde des Heiligen Römischen Reichs, da das
Ostfränkische Reich nun endgültig als vom Westfränkischen Reich
getrenntes Staatsgebilde angesehen wurde und mit der Kaiserkrönung in
die Fußstapfen des ehemaligen Kaisertums Karl des Großen stieg.
Da die Verhältnisse in Italien aber noch lange
nicht geklärt
waren und Anfang 963 sogar der Papst, aus Angst vor Ottos Machtpolitik,
auf die Seite Berengar wechselte dauerte es noch bis Ende 965 ehe Otto
I. Italien wieder verlassen konnte. Vorher hatte er noch selbst einen
neuen Papst eingesetzt und Berengar ins Exil geschickt.
Nach
seiner Rückkehr konnte er sich einige Zeit anderen Dingen, wie seinen
Plänen zur Gründung des Erzbistums Magdeburg, widmen, ehe es in Italien
erneut zu Problemen kam.
Der unter Billigung Ottos neu gewählte
Papst Johannes XIII. wurde von römischen Milizen gefangengenommen und
inhaftiert. Otto machte sich im Spätsommer 966 erneut auf den Weg in
den Süden und konnte den Papst am 14. November 966 nach Rom
zurückbringen. Diesmal blieb er aber ganze sechs Jahre in Italien ehe
er im September 972 wieder in seine Heimat zurückkehrte.
Im Mai
973 begab sich Otto, vermutlich um das Pfingstfest dort zu verbringen,
in die Pfalz Memleben in der bereits sein Vater Heinrich I. verstorben
war. Dort erlitt er schwere Fieberanfälle und verstarb schließlich am
7. Mai 973 im Alter von 60 Jahren.
Anzeige